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Dienstag, 20. September 2016

Die Geburt unserer Tochter - Erfahrungsbericht einer Hausgeburt

Dieser Erfahrungsbericht ist für alle, die sich ebenfalls überlegen eine Hausgeburt zu machen oder sich auch einfach so für den (möglichen) Ablauf einer natürlichen Geburt interessieren.

Wir kamen eher unvorgesehen zu unserer Hausgeburt. Nachdem wir im 5. Schwangerschaftsmonat nach Nordschwaben zogen, machte ich mich schnell auf die Suche nach einer Hebamme. Zum Glück fand ich noch eine, die Kapazitäten für einen weiteren Schützling hatte und auch bereit war bis zu uns zu fahren. Ich wollte eigentlich in ein Geburtshaus gehen, doch in der Gegend in die wir gezogen waren, gab es leider keines. Meine Hebamme schlug mir daraufhin eine Hausgeburt vor. Sie hat schon einige Jahre Erfahrung und auch schon sehr viele Hausgeburten begleitet, und so beschlossen wir es zu versuchen. 
Schon mal im Voraus: wir haben es nicht bereut! ;-)

Hier also mein Erfahrungsbericht:

Nachdem ich schon seit Donnerstag immer unangenehmere Wehen hatte, die aber noch weit auseinander lagen, begann auch der Samstag vor der Geburt wieder mit unregelmäßigen Schmerzen im Unterleib. Wie schon die Tage vorher nahm ich am Vormittag ein warmes Bad um mich zu entspannen. Danach wurden die Schmerzen kurzzeitig stärker und kamen in kürzeren Abständen. Ich hatte gelesen, dass das ein Zeichen der beginnenden Geburt sein könnte und so fing ich an die Abstände zwischen den Wehen zu messen. Mein Mann und ich verbrachten den Nachmittag mit Brettspielen, die immer wieder von Wehen unterbrochen wurden. Die Stärke variierte, genauso wie die Abstände, die ungefähr zwischen 9-14 Minuten schwankten. Nach einer Weile wollte ich auf Nummer Sicher gehen und rief bei meiner Hebamme an. Sie sagte mir die Wehen müssten schon noch um einiges stärker werden und in geringeren Abständen kommen bevor wir davon ausgehen könnten das es losginge. Also warteten wir ab. Ich versuchte mich abzulenken, was mir nicht wirklich gelang, und machte mir Sorgen, dass ich vielleicht noch tagelang mit diesen Wehen aushalten müsste bis das Baby endlich käme. Immerhin war am Tag darauf, am Sonntag, erst der berechnete Geburtstermin und mir war bewusst, dass viele Erstgebärende diesen Termin um einige Zeit überschreiten. Zu diesem Zeitpunkt waren die Wehen bereits deutlich unangenehmer geworden. Das Ziehen im Unterleib ging mit Schmerzen im unteren Rücken einher und weder stehen, noch sitzen noch liegen brachte irgendeine Erleichterung. Im Laufe des Nachmittags verkürzten sich die Abstände auf 5-8 Minuten und so rief ich erneut bei der Hebamme an. Immer noch unsicher ob es nun bald richtig los ginge oder nicht. Sie sagte sie würde mal vorbei kommen um sich selbst ein Bild zu machen. Die Untersuchung ergab einen 3 cm geöffneten Muttermund, doch sie meinte immer noch, dass die Wehen nicht stark genug wären und so fuhr sie wieder nach Hause. Doch es dauerte nicht lange bis sich tatsächlich eine deutliche Intensivierung der Schmerzen einstellte. Das besonders Unangenehme war aber vor allem, dass die Schmerzen zwischen den Wehen zwar weniger wurden, aber nie ganz aufhörten. Schon nach weniger als zwei Stunden nachdem unsere Hebamme wieder gefahren war rief mein Mann sie erneut an.
Als sie wieder vorbei kam sah sie gleich, dass es sich jetzt wohl um richtige Geburtswehen handelte. Eine weitere Untersuchung ergab, dass mit mir und dem Kind alles in Ordnung war und ich begab mich zu meinem zweiten Bad an diesem Tag. Das warme Wasser trug tatsächlich zur Entspannung und damit wohl auch zur Schmerzlinderung bei und so blieb ich eine ganze Weile im Bad bis sehr heftige Presswehen einsetzten. Gleichzeitig wurde mir plötzlich schlecht und ich gab das Wenige, das ich an dem Nachmittag gegessen hatte gleich wieder von mir. Meine Hebamme riet mir doch lieber aus dem warmen Wasser zu kommen, da dieses die Wehen verstärken könnte. Tatsächlich wurden die Presswehen wieder schwächer nachdem wir ins Wohnzimmer umgezogen waren, wo mein Mann bereits alles für die Geburt vorbereitet hatte. Am Boden war eine Matratze mit wasserdichtem Bezug platziert, die Kiste mit den Dingen von der Hausgeburts-Liste stand auf dem Tisch und im Ofen brannte ein warmes Feuer. Mein Mann wurde von der Hebamme auf einem Stuhl vor der Matratze platziert und ich durfte mich auf der Matratze kniend mit den Armen auf seinen Beinen abstützen. So gehalten kamen und gingen die nächsten Wehen. Ohne jegliches Zeitgefühl ließ ich mich von meiner Hebamme dirigieren, die immer mal wieder eine leicht veränderte Stellung vorschlug. Mal das rechte Bein aufgestellt, mal das linke, mal die Arme ebenfalls auf die Matratze gestützt. Letztendlich fand ich es aber am angenehmsten mich bei meinem Mann abzustützen. So konnte ich mich während der Wehen an ihm festhalten (der Arme hat einige blaue Flecken und Kratzer abbekommen fürchte ich), was mir ein Gefühl der Sicherheit gab. Die Hebamme überprüfte immer mal wieder den Herzschlag des Babys und sah nach wie weit es schon vorangekommen war. Nach einer Weile überredete sie mich, mich nochmals ins Bad zu begeben und mich auf die Toilette zu setzten. Weil man dort eine gute Position hat und es eh gewohnt ist zu Pressen, erklärte sie uns. Ein wenig unangenehm war mir das alles zwar schon, aber ich befolgte ihren Rat und es dauerte tatsächlich nicht lange bis ich den Kopf des Babys schon spürte. Der Weg zurück ins Wohnzimmer war seltsam. Ich versuchte breitbeinig zu laufen aus Angst das Baby wieder zurück zu schieben oder zu zerdrücken. Außerdem zitterten meine Bein- und Armmuskeln inzwischen von den Anstrengungen, was den Weg die Treppe hinauf nicht angenehmer machte.
Oben angekommen begann der letzte Teil der Geburt. Auch hier kann ich nicht mehr sagen wie lange er dauerte. Die letzten paar Wehen waren besonders seltsam (durch das Gefühl des Köpfchens zwischen den Beinen) und auch schmerzhaft. Besonders die Schmerzen im unteren Rücken wurden so stark, dass ich das Gefühl hatte mein Rückrat würde an dieser Stelle bald brechen. Ich hatte nicht das Gefühl das es voran ging, doch dann war es ganz plötzlich vorbei. Von einem Moment auf den Anderen hörten die Schmerzen auf und zwischen meinen Beinen lag ein kleines Baby. Diesen Moment werde ich nie vergessen. Obwohl man ja seit Monaten weiß, dass ein kleiner Mensch in einem heranwächst und auch das dieser bald zur Welt kommen wird, überkam mich ein Gefühl der Überraschung und des Staunens.
So wurde unsere Tochter pünktlich am errechneten Termin, dem 1.2.2015, um 1:30 geboren.
Leider hatte ich bei der Geburt einen hohen Scheidenriss, der nicht aufhörte zu bluten. Da die Hebamme eine solche Verletzung vor Ort nicht nähen konnte, musste ich dann doch noch ins Krankenhaus gebracht werden. Nachdem die Nachgeburt ebenfalls nach leichten Kontraktionen geboren war, stellte sie die ungewöhnlich starke Blutung fest, rief gleich einen Krankenwagen und leitete erste Maßnahmen ein um die Blutung zu stoppen.
Mir ging es damit trotzdem super. Die Schmerzen waren vorbei und ich war eventuell etwas benebelt durch den Blutverlust. Ich hatte natürlich auch genug Zeit mein Baby in den Arm zu nehmen (trinken wollte sie da noch nicht so richtig) bevor der Krankenwagen kam.
Danach fängt eher die Geschichte meines Mannes an, der mir mit unserer neugeborenen Tochter ins Krankenhaus folgen musste. Natürlich sprang unser uraltes Auto bei der Kälte gar nicht erst an und er musste mit dem alten Wohnmobil meiner Mutter und der Babyschale auf dem Beifahrersitz durch den Schneesturm (er besteht darauf, dass es ein Schneesturm war) zum Krankenhaus fahren.
Aber das ist eine andere Geschichte denke ich ;-)
Trotz dem nicht ganz optimalen Ende war es aber eine unkomplizierte und schnelle Geburt (wie aus dem Bilderbuch laut unserer Hebamme). Mein Mann und ich glauben beide, dass die ruhige Umgebung und die Vertrautheit der eigenen vier Wände und natürlich der Rat und die Ermunterungen unserer Hebamme immer mal wieder verschiedene Geburtspositionen einzunehmen, maßgeblich dazu beigetragen haben. Wir hatten auch nicht den Stress zu entscheiden ab wann man denn jetzt ins Krankenhaus fahren sollte, sondern konnten ganz ruhig von zu Hause aus bei unserer persönlichen Hebamme anrufen und sie um Rat fragen und ihr die Entscheidung überlassen wann denn jetzt der richtige Zeitpunkt sei vorbei zu kommen.

Zusammengefasst war es eine schöne Erfahrung und wir würden uns jederzeit wieder für eine Hausgeburt entscheiden. 

PS: Natürlich habe ich den Bericht schon ein paar Wochen nach der Geburt geschrieben, doch dann habe ich ganz vergessen ihn auch zu veröffentlichen. Darum die Verspätung ^^"

2 Kommentare:

  1. Liebe Dae,

    Du hast mir vor einer ganzen Weile geschrieben, leider fand ich erst jetzt genug Ruhe, mir deinen Geburtsbericht durch zu lesen. Ich finde, es liest sich so schön, fast entspannt. Dieses Erstaunen, dass da wirklich, tatsächlich ein ganzer Mensch im eigenen Bauch gewachsen ist, kann ich noch immer nachfühlen.

    Ich hoffe, Dir und Deinen Lieben geht es gut und wünsche Dir alles Gute. :)
    Amy

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  2. Danke sehr und eine schöne Jul-Zeit =)

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